16. Dezember 2021

Christopher Roth und Peter Andre: Bevölkerungsgruppen sind sich über Ursachen der Inflation uneinig Inflation - Unterschiedliche Bevölkerungsgruppen sind sich über Ursachen uneinig

Die Teuerungsrate ist in den USA und Deutschland so hoch wie seit 30 Jahren nicht mehr / Befragung zeigt: Ökonom*innen, Haushalte und Manager*innen sehen unterschiedliche Gründe und sind sich uneinig über den weiteren Verlauf.

Inflation
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Mitglieder unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen sind sich uneinig, welche Faktoren den derzeitigen Inflationsanstieg verursachen und wie sich der Trend in den kommenden Monaten weiterentwickeln wird. Das ist die zentrale Erkenntnis einer repräsentativen Umfrage eines Forschungsteams um die Ökonomen Professor Dr. Christopher Roth der Universität Köln und Peter Andre vom Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, Mitglieder des Exzellenzclusters ECONtribute: Markets & Public Policy. Das Team fand heraus, dass Ökonom:innen, Manager:innen und Haushalte die Situation je nach Narrativ unterschiedlich einschätzen. Die Studie ist als „ECONtribute Discussion Paper“ erschienen.

Während die Inflationsrate in den Vereinigten Staaten im Januar 2021 noch 1,4 Prozent betrug, lag sie im Oktober bereits bei 6,2 Prozent – so hoch wie seit Dezember 1990 nicht mehr. Kurz nach Bekanntgabe der Zahlen befragten die Forschenden Mitte November US-amerikanische Ökonom:innen, Haushalte und Manager:innen zu ihren Inflationserwartungen. Unter anderem sollten die Teilnehmenden erklären, welche Faktoren ihrer Meinung nach die hohe Inflation bedingen. Insgesamt nahmen 1.029 repräsentative Haushalte, 163 Manager:innen und 104 Ökonom:innen an der Umfrage teil.

Bevölkerungsgruppen uneinig über Inflationstreiber

Während die befragten Ökonom:innen gleich mehrere potenzielle Inflationstreiber auflisten, fokussieren sich Manager:innen und Haushalte eher auf einzelne Erklärungen. Zwar listen auch letztere Gruppen angebotsseitige Faktoren wie Unterbrechungen der Lieferketten, fehlende Arbeitskräfte und die Energiekrise auf, allerdings sehen viele die Verantwortung bei der Politik. So machen Haushalte unter anderem Fehlentscheidungen der US-amerikanischen Regierung, die Pandemie an sich oder Firmen, die ihre Profite steigern wollen, für die Teuerungsrate verantwortlich. Potenzielle Inflationstreiber auf der Nachfrageseite, wie eine lockere Geldpolitik oder gestiegene Staatsausgaben, werden fast ausschließlich von Ökonom:innen genannt.

Auch die Inflationsrate der kommenden Monate schätzen die Gruppen unterschiedlich ein. Während Ökonom:innen von einer Inflationsrate von 3,7 Prozent in den nächsten 12 Monaten ausgehen, rechnen Manager:innen mit 4,1 Prozent und Haushalte sogar mit 4,7 Prozent. Führungskräfte und Haushalte gehen anders als Wissenschaftler:innen davon aus, dass die Inflationsrate noch in fünf Jahren mit mehr als 3 Prozent deutlich über den von der US Zentralbank Federal Reserve angestrebten 2 Prozent liegen wird.

Narrative hängen mit Inflationserwartungen zusammen

Eine Untersuchung der Erwartungen von Haushalten und Firmen zur Inflation ist unter anderem wichtig, weil wirtschaftswissenschaftlichen Modellen zufolge diese Erwartungen die Inflation ihrerseits beeinflussen. „Wenn etwa die Haushalte als Konsequenz nach höheren Löhnen fragen, steigen die Preise theoretisch weiter an und die Inflation verselbstständigt sich“, erklärt Christopher Roth. Mit ihrer neuesten Studie wollen die Forschenden mehr darüber lernen, wie Inflationsnarrative und Erwartungen zusammenhängen. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die verschiedenen Narrative mit unterschiedlich hohen Inflationserwartungen assoziiert sind“, sagt Roth. Das Team plant, dieser Erkenntnis in weiteren Experimenten auf den Grund zu gehen.

Mehr Informationen zur Studie: Inflation Narratives - Peter Andre, Ingar Haaland, Christopher Roth, Johannes Wohlfart

 

Kontakt:

Lisa Oder
ECONtribute: Markets & Public Policy
Tel. +49 221 470 89965
E-Mail: lisa.oder@wiso.uni-koeln.de

Carolin Jackermeier
ECONtribute: Markets & Public Policy
Tel. +49 221 470 7258
E-Mail: jackermeier@wiso.uni-koeln.de

 

Inhaltlicher Kontakt:

Prof. Christopher Roth, PhD
ECONtribute: Markets & Public Policy, Universität zu Köln
E-Mail: roth@wiso.uni-koeln.de

Peter Andre
ECONtribute: Markets & Public Policy, Universität Bonn
E-Mail: p.andre@uni-bonn.de

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