Die Forschungsprojekte:
Prof. Sarah Auster: Wie wirkt Unsicherheit sich auf Informationsgewinnung und -verbreitung aus?
"Unsere Welt wird immer komplexer, Risiken unübersichtlicher. Daher ist es oft nicht möglich, genau einzuschätzen, welche Auswirkungen wichtige Entscheidungen letztendlich haben werden. Doch getroffen werden müssen sie – gerade wenn es um Klimawandel, globale Finanzen oder öffentliche Gesundheit geht."
In ihrem Projekt “Information Economics with Fundamental Uncertainty: Robustness, Commitment, and Strategic Incentives (INFORM)” untersucht Prof. Sarah Auster wie Unsicherheit die Gewinnung, Verarbeitung und strategische Verbreitung von Informationen beeinflusst.
„Der klassische Ansatz der Informationsökonomie geht vor allem von Szenarien mit klar definierten Risiken aus“, erklärt sie. „Mein Fokus hingegen liegt auf komplexen Lernsituationen.“ Dazu gehören zum Beispiel klinische Studien zu neuen medizinischen Behandlungsmethoden oder A/B-Testing in digitalen Märkten, eine Methode zur Optimierung elektronischer Plattformen. Zudem erforscht das Projekt, wie sich strategische Anreize zum Informationsaustausch verändern, wenn potenzielle Empfänger nur ein partielles Bild der möglichen Informationsquellen haben, zu denen andere Parteien Zugang haben.
In den kommenden fünf Jahren erhält Sarah Auster für „INFORM“ 1,5 Millionen Euro Fördergeld im Rahmen des ERC Starting Grant – und damit „die Freiheit, mich intensiv auf die Forschung zu konzentrieren.“
Dr. Tomáš Jagelka: Ungleichheit im Blick
Welche persönlichen Eigenschaften sind für ein gutes Leben wichtig? Welche individuellen Vorlieben und Fähigkeiten fördern positive Lebensumstände? Diesen Fragen geht Wirtschaftswissenschaftler Dr. Tomáš Jagelka in seinem vom ERC mit 1,5 Millionen Euro geförderten Projekt “FELICITAS” nach. Er wird untersuchen, welche persönlichen Eigenschaften wichtig sind, um in verschiedenen Lebensbereichen erfolgreich zu sein.
Im Zentrum von „FELICITAS“ steht zum einen die Familie: Wie schätzen die Menschen es, einen Partner zu haben, verheiratet zu sein und Kinder zu haben? Dies ist besonders interessant vor dem Hintergrund der sinkenden Geburtenraten in der EU. Das Projekt könnte zum Beispiel dabei helfen, die Fertilitätspräferenzen der Menschen und die Ressourcen zu verstehen, die ihre Entscheidung für Kinder beeinflussen. Zum anderen untersucht Dr. Tomáš Jagelka, welchen Wert Menschen einem stabilen sozialen Netzwerk zuschreiben. Auf diese Weise lassen sich möglicherweise die Kosten der sozialen Isolation beziffern, ein Problem, das während der Covid-Pandemie ins Rampenlicht gerückt wurde. Ein weiterer Punkt: die alternden Gesellschaften in der EU. „Ich möchte verstehen, wie viel Einkommen die Menschen bereit wären aufzugeben, um ihr Leben verlängern zu können. Welche Lebensbedingungen bevorzugen die Menschen im Alter und wie viel wären sie bereit zu zahlen, um Krankheiten wie Krebs oder Alzheimer zu vermeiden?“ Diese Ergebnisse könnten genutzt werden, um die Prioritäten der Gesundheitspolitik und der medizinischen Forschung entsprechend anzupassen.
“Durch den ERC Grant verfüge ich über die Mittel, um experimentelle Daten zu sammeln, mein eigenes Forschungsteam zu gründen und so viel Zeit wie möglich der Forschung zu widmen“, sagt Dr. Jagelka. Außerdem habe er dadurch die Möglichkeit, das neu erworbene Wissen auf Konferenzen und Workshops zu verbreiten und zu reisen, um mit Co-Autoren in verschiedenen Einrichtungen persönlich zusammenzuarbeiten.